Hermagor ist nicht New York
In Österreich sind bisher vor allem die Bundesländer Kärnten und Burgenland von einer Covid-19-Welle verschont geblieben. Eine Spurensuche
Foto: Martin Siepmann/imageBROKER/picturedesk.com
Wenn Siegfried Ronacher aus dem Fenster blickt und seinen Blick über die üppigen, schneebedeckten Hänge des Gartnerkofels schweifen lässt, dann blutet ihm schon das Herz. Denn der April, wenn sich auf den Pisten der Schnee unter der Frühjahrssonne zum graupeligen, körnigen Firn formt, sei doch eigentlich die beste Zeit zum Skifahren. „Es hätte eine Rekordsaison werden können“, ist er sich sicher. Doch dann kam Corona.
Das Nassfeld ist das größte Skigebiet Kärntens. Heute stehen die Lifte still, auch der Platz vor der Gemeinde in Hermagor ist leer. „Kein Auto, keine Menschen“, sagt Ronacher am Telefon. Seitdem in Österreich die Corona-Maßnahmen eingeführt wurden, ist auch das ohnehin beschauliche öffentliche Leben im Süden Kärntens zum Stillstand gekommen. „Ein harter Schnitt“ der türkis-grünen Bundesregierung, den der SPÖ-Bürgermeister der knapp 7000-Einwohner-Gemeinde Hermagor-Pressegger See, die fast ausschließlich vom Tourismus lebt, dennoch gutheißt. Ronacher lacht gerne und wechselt im Gespräch immer wieder zum „du“. „Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen“, zitiert er Mahatma Gandhi am Ende seiner Mail-Nachrichten, die er dieser Tage verschickt. „Trifft auf den Augenblick zu“, schreibt er darunter, als müsste er das noch unterstreichen.