Ich setze mich ein für ein politisches Bekenntnis zur im Grundgesetz verankerten Freiheit von Kunst und Kultur. Es geht also um den Schutz dieser Freiheit, die keine Freiheit mehr ist, wenn sie ihrer Existenz beraubt wird. Der Schutz von Kultur und Kunst soll auf verschiedenen Ebenen im Grundgesetz verankert werden. Es zeichnet sich ab, dass die jetzige Krise weitreichende Argumente liefert, um das gesamte kulturelle Leben unseres Landes auch nach Corona durch starke Etatkürzungen allein im Bereich Theater nachhaltig einzuschränken. Daraus erwächst die Forderung, auch den uneingeschränkten Zugang zu Kunst und Kultur per Gesetz abzusichern. Denn es geht hier nicht nur um die Existenz der Künstler*innen, sondern es geht um Sie, das Publikum, um Ihr Mensch-Sein und um Ihre Lebensqualität. Uneingeschränkte kulturelle Teilhabe und kulturelle Bildung müssen zum Auftrag des Staates werden.

Ich weiß, dass Kunst und Kultur das Fundament einer gesunden und lebendigen Gesellschaft bilden. Die Shakespeare Company Berlin weiß, dass sie mit ihrer Theaterkunst Lebensfreude, Begeisterung & Nähe erfahrbar macht. Für Einige von Ihnen sind damit zahlreiche unverzichtbare und unvergessliche Lebensmomente verbunden und das bedeutet wohl mehr als "nur bloße Unterhaltung". Was denken Sie? Welchen Wert hat Kunst für Sie? Welche Bedeutung hat unser Theater für Sie? Schreiben Sie uns! Ich freue mich auf einen regen Austausch und eine intensive Debatte über die Bedeutung von Kunst und Kultur.

Wir verschoben die Proben zu Othello, stellten den gesamten Spielplan um und wagten viele Experimente: Mitglieder unseres Ensembles führten Solo- oder Duostücke auf (nur ein Haushalt auf der Bühne). Wir brachten sogar eine Uraufführung auf die Bühne: Unser Gruselstück "DARK im PARK!". Wir installierten einen neuen Pandemie-Ticketshop mit durchnummerierten Plätzen und leisteten Pionierarbeit als eines der ersten Berliner Theater, welches unter Pandemiebedingungen spielte. Dabei stießen wir in rechtliche Grauzonen vor und konnten mit der Unterstützung des Schöneberger Kulturstadtrats Steuckardt und dem hiesigen Gesundheitsamt den Corona-tauglichen Spielbetrieb eröffnen.

In der Zwischenzeit halfen Sie, verehrtes Publikum, uns mit Spenden an den SCB e.V. über die Runden und unsere Kreativität suchte sich auch neue, digitale Felder.  

Der Theater-Audiomat versorgte Sie mit Nachrichten und Meldungen aus der Shakespeare Street. Sir Toby aus WAS IHR WOLLT! und Hans Dampf aus dem WINTERMÄRCHEN! trafen sich unverhofft und bestuhlten das Theater neu, Maria aus WAS IHR WOLLT! schulte um, der Pförtner aus MACBETH! und andere Figuren Shakespeares besuchten Sie via Video & Audio in Ihrem Wohnzimmer.

Zwei Inszenierungen aus unserem Repertoire konnten zu Corona-Versionen umgebaut werden. WAS IHR WOLLT! und MASS FÜR MASS! erfreuten Sie dieses Jahr auch unter veränderten Bedingungen und Vorzeichen, wobei vor allem Letzteres sich als passender Kommentar zur gegenwärtigen Lage erwies.

Den Sommer verließen wir dennoch mit einem beachtlichen strukturellen Minus. Alles Andere wäre auch erstaunlich gewesen. Das ist umso bitterer, als wir in dieser Wintersaison unseren Spielort verlassen müssen. Nachdem die Zeichen im Sommer in Richtung Domäne Dahlem wiesen, mit deren Geschäftsführer sogar schon eine Vorvereinbarung geschlossen wurde, zerschlugen sich diese Hoffnungen am Ende der Spielzeit. Seither arbeiten wir an allen Fronten, auch mit tatkräftiger Unterstützung von Mitgliedern des Shake Hands e.V. daran, einen neuen Spielort zu finden und zu erschließen.

Wir sind dabei wie eine Großfamilie. Geprägt von einem großen Zusammenhalt ist unser Ensemble in den letzten Jahren gewachsen. Mit uns gewachsen sind die Anforderungen an unseren Theaterbetrieb. Die Verhandlungen mit Grün Berlin verlaufen leider zäh und unsere Bemühungen, endlich Planungssicherheit zu erlangen und konkrete Maßnahmen einzuleiten, sind zusätzlich durch die aktuellen Einschränkungen erschwert. Dennoch sind wir voller Zuversicht, dass es uns gelingt, im nächsten Jahr unsere Tore wieder zu einer wunderbaren neuen Sommerspielzeit in Berlin zu öffnen.

Jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne. Vielleicht, ganz vielleicht verzaubert dieser auch unsere Bühne? Das wäre ja ein Sommernachtstraum.

Apropos Sommernachtstraum: 2021 wollen wir auch unser 20jähriges Bühnenjubiläum feiern und haben dafür ein ganzes Feuerwerk von Ideen. Wir wollen uns dabei von keinem Virus die Freude stehlen lassen, auch nicht von einem Gekrönten.

Mit unserem Jubiläum werden wir auch Abschied feiern von einer unserer Erfolgsinszenierungen, dem SOMMERNACHTSTRAUM!, der im Sommer 2021 zum letzten Mal zwei Wochen zu sehen sein wird.

Also drücken Sie uns die Daumen, so wie wir Ihnen die Daumen drücken. Für ein baldiges Ende des Endes der Kultur. Für einen Sommer der kulturellen Wiederauferstehung, für Lebensfreude und Musik, Theater und Tanz, Restaurantbesuche und Umarmungen soviel wir wollen!

Stay tuned!!