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Meinung Erneute Insolvenz

Lasst Galeria sterben – es hat keine Zukunft

Finanz-Redakteur
„Die Mitarbeiter machen sich große Sorgen – ausgerechnet vor Weihnachten“

Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. „Es wird massiven Stellenabbau geben“, sagt WELT-Reporter Daniel Koop. Vor einer Filiale in Frankfurt hat er mit Mitarbeitern gesprochen: „Hunderte machen sich hier große Sorgen.“ Zwei Faktoren sind für die Probleme verantwortlich.

Quelle: WELT

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Das Geschäftsmodell „Kaufhaus“ stirbt seit Jahren einen langsamen Tod. Das wird mit der erneuten Insolvenz von Galeria überdeutlich. Weitere Staatshilfen hineinzupumpen, wäre ein Fehler. Denn damit Neues entstehen kann, muss das Alte sterben.

Wir sind mit dem Kaufhaus aufgewachsen. Wir wurden als Kinder dort eingekleidet, kauften dort später selbst Bücher, Fahrräder, Elektronik. Das Kaufhaus gehörte zur deutschen Konsumkultur. Doch seit Jahren stirbt es einen langsamen Tod. Und mit der erneuten Insolvenz von Galeria beschleunigt sich das Sterben nochmals.

Es gab viele Versuche, dem Einhalt zu gebieten. Durch die Fusion von Karstadt und Kaufhof entstand mit Galeria jener deutsche Warenhauskonzern, den viele als die einzige Rettungsmöglichkeit gesehen hatten. Das Unternehmen modernisierte einige Filialen, schuf beispielsweise an der Frankfurter Hauptwache ein „Weltstadthaus“, das wirklich wieder Lust auf den Einkauf macht. Doch 500 Meter weiter steht eine andere Filiale, in der selbst samstagnachmittags gähnende Leere herrscht. Wie an den meisten Standorten in Deutschland.

Daran haben die Pandemie, die Inflation und die Energiekrise ihren Anteil. Aber sie sind nicht die Wurzel des Problems. Diese liegt im veränderten Konsumverhalten. Einerseits nimmt der Online-Handel Umsatz weg, andererseits wird der breite Massenmarkt zwischen Billiganbietern und Luxusketten zerrieben.

Man kann das beklagen, aber ändern wird man es nicht. Daher wäre es auch ökonomischer Unsinn, Galeria nun erneut staatliche Hilfe zu gewähren. Es ist der Moment gekommen, da man erkennen muss, dass das Geschäftsmodell „Kaufhaus“ tot ist, vielleicht von einigen wenigen Standorten in bester Lage abgesehen. Lasst Galeria daher sterben. Noch mehr staatliches Geld könnte das Ende allenfalls erneut hinauszögern. Aber da gilt: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Natürlich bedeutet das für viele Innenstädte einen Verlust, schließlich waren die Kaufhäuser dort lange prägend. Ohne sie droht der öffentliche Raum zu veröden. Doch mit Kaufhäusern, in die keiner mehr will, ebenso. Die Lösung besteht darin, Neues entstehen zu lassen, dadurch neue Arbeitsplätze für die betroffenen Galeria-Mitarbeiter zu schaffen und frisches Leben in die Innenstadt zu bringen. Strukturwandel ist hart, aber er ist auch immer eine Chance. Aufhalten lässt er sich nicht.

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